Zeitraum des Steuerjahres
Für Kapitalgesellschaften ist das Steuerjahr übereinstimmend mit dem Geschäftsjahr, für das handelsrechtliche Jahresabschlüsse erstellt werden. Da das Steuerjahr nicht 12 Kalendermonate überschreiten kann, wird die Übereinstimmung mit dem Geschäftsjahr dadurch erreicht, dass für Steuererklärungszwecke und Rumpfsteuerjahr mit dem ersten Abschluss erklärt wird.
Der reguläre Zeitraum für ein britisches Steuerjahr, dass somit u.a. für natürliche Personen, Personengesellschaften, Trusts etc. gilt, beginnt am 06. April eines Jahres und endet am 05. April des Folgejahres.
Warum beginnt das britische Steuerjahr am 06. April eines Jahres?
Zusammenfassend war diese ungewöhnliche Periodenbildung mit dem Wechsel Großbritanniens vom Julianischen Kalender zum Gregorianischen Kalender verursacht.
Kurzer Rückblick:
Der Julianische Kalender (eingeführt von Julius Caesar) ist mit seinem Jahr um 11 Minuten und 14 Sekunden zu lang gegenüber dem Sonnenjahr. Dieser Unterschied hatte den Julianischen Kalender gegen Ende 1500 um 10 Tage hinter den Sonnenkalender gebracht.
Mit zunehmenden Interesse an Wissenschaft und Genauigkeit wurde 1592 in Europa auf ein neues System umgestellt, bei dem in jedem Jahrhundert ein Schaltjahr eingebaut wurde. Der Wechsel auf das neue System war von Papst Gregor XIII angeordnet worden (daher Gregorianischer Kalender). Das britische Könighaus war aber in Daueropposition mit dem Papsttum und beteiligte sich nicht am Wechsel (eigentlich recht aktuell im Hinblick auf die EU Diskussion). Somit bestand für die folgenden 170 Jahre ein Unterschied von 10 Tagen zwischen dem Kalender der Briten und dem Rest der (damaligen) Welt. 1752 war man um einen weiteren Tag, also insgesamt 11 Tage zurück.
England und Irland orientierten sich an 4 christlichen Feiertagen (Maria Verkündung 25.03., Johannistag 24.06., Michaelistag 29.09., Weihnachten 25.12.; sog. “quarter days”), an denen vierteljährlich alle Schulden und offenen Stände auszugleichen waren und Pacht für Land und Eigentum zu bezahlen waren. Der 25.03. war dabei sowohl Jahresbeginn als auch der erste Tag des britischen Steuerjahres.
In 1752 kamen die Briten zu dem Schluss, dass eine Anpassung des Kalenders nötig sei. Sie verlegten Neujahr auf den 1. Januar und ließen 11 Tage aus dem bestehenden Kalender fallen. 1752 war somit ein Jahr, bei dem nach dem 02. September unmittelbar der 14. September folgte.
In diesem Jahr kam es zu Protesten auf den Straßen Großbritanniens: wohl nicht so sehr, weil den Leuten 11 Tage ihres Lebens weggenommen worden waren, sondern wohl vielmehr, weil ihre Steuerpflicht nicht entsprechend angepasst worden war; sie sollten die Steuern für ein volles Jahr bezahlen, obwohl dieses tatsächlich nur 354 Tage umfasste.
Das Finanzministerium (Treasury) war typischerweise daran interessiert, dass kein Steueraufkommen verloren ging und kein Zugeständnis an das Papsttum gezeigt wurde, so dass es entschied, dass das britische Steuerjahr weiterhin 365 Tage haben sollte. Statt in dem Jahr also die Steuerlast anzupassen, wurde der Beginn des folgenden Steuerjahres vom 25. März auf den 5. April verschoben. In 1800 stellte das Finanzministerium fest, dass ein weiterer Tag verloren gehen würde, da 1800 ein Schaltjahr im Julianischen Kalender war, aber nicht im Gregorianischen Kalender. Und so wurde folglich der Beginn für das Steuerjahr auf den 6. April verschoben.
Pragmatisch wie die Briten sind, wurde diese Art der Anpassung an Schaltjahre in 1900 gestoppt, aber jeder scheute offenbar den Aufwand, das britische Steuerjahr auf einen abgrenzungstechnisch einfacheren Stichtag anzupassen. Man kann nur vermuten, dass das mit der Liebe der Briten zu „gepflegter Exzentrik“ zusammen hängen muss …
Nachtrag: Jemand hat ausgerechnet, dass man unter Beibehaltung der Anpassung des Steuerjahres um einen Tag aus den Schaltjahren des Julianischen Kalenders angeblich am 1. Januar 37901 mit dem Rest der Welt aufgeholt hätte!?